Sammlung Ploner

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SAMMLUNG
AUSSTELLUNGEN
2009_Brandl Kowanz Pumhösl Zitko
2007 Markus Huemer
2006 Bohatsch-Schiess
2005 Michaux-Weiler-Scheibl
2004 Herbert Brandl
2003 Gunter Damisch
PUBLIKATIONEN
IMPRESSUM
Gunter Damisch. Aus dem Weltengarten
9. Mai 2003 bis 31. März 2004

"Aus dem Weltengarten" des Gunter Damisch berichtet dessen Mini-Retrospektive in der Sammlung Ploner. Verglichen mit dem opulenten Rückblick gleichen Titels, der vier Jahre zuvor in der oberösterreichischen Landesgalerie in Linz gezeigt wurde, ist die Präsentation angenehm überschaubar und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen treten die Charakteristika der Kunst von Damisch besonders deutlich hervor.

Den Anfang bilden die zwei extremen Hochrechtecke Dunkles Schlingenfeld und Gelbes Auffeld, beide entstanden 1986, dem Jahr der mittlerweile schon legendären Ausstellung Hacken im Eis (Kunsthalle Bern, Museum des 20. Jahrhunderts Wien), in der neben Damisch auch Herbert Brandl, Josef Danner, Hubert Scheibl und Otto Zitko vertreten waren und damit eine besondere Facette der Malerei in Österreich demonstriert wurde.

Im Katalog der genannten Ausstellung schreibt Ulrich Loock: „Entscheidendes Charakteristikum der neuen Malereien von Gunter Damisch ist, was Herbert Brandl seine Schwalbennest-Technik genannt hat.“ (…) Die Leinwände „sind dicht und dick mit Farbe bedeckt, die der Maler schichtweise mit Pinsel und Spachtel dem Grund aufträgt. Dann aber werden auch Tropfen um Tropfen der zähen Farbe, ungemischt wie sie aus der Dose kommt, neben- und übereinander gesetzt. Häufig verbinden sich die Farbtropfen zu Feldern, die unvermittelt an andere Felder angrenzen können, oder sie ordnen sich zu großen dekorativen Mustern: Strudel, Spirale, Kaskade, Fächer oder züngelnd aufsteigenden Flammenformen. (...) Mit der methodischen Entscheidung, die Bildelemente auf kleine, plastische Partikel zu reduzieren, schafft Damisch die Voraussetzung für die Realisation des Bildes als malerischen Körper.“

Kopf, Steher, Feld, Weg, Welt - die Begriffe, die Gunter Damisch beim Formulieren seiner Bildtitel verwendet, verweisen auch auf das Formenrepertoire, aus dem er seine Bilder zusammensetzt. Und ähnlich wie es möglich ist, durch Umstellung und Vertauschung die Bedeutung der Worte zu ändern (z. B. Grünfeld - Feldgrün) oder zumindest in Frage zu stellen, gelingt es Damisch mit diesen wenigen, in den letzten Jahren zunehmend konkretisierten Formvokabeln, die immer mehr gleichsam zu privaten Hieroglyphen reduziert werden, eine phantasievolle und variantenreiche Bildwelt zu entwerfen.

Das, was Damisch als Feld bezeichnet, ist meist identisch mit der Bildfläche, die wiederum den farblichen Grundakkord des Bildes bestimmt. Ein Feld kann aber auch ein Feld im Feld sein. Dann übernimmt es den farblichen Kontrapart, den bei den meisten der anderen Bilder die Welten oder die Steher spielen. Die Welten sind runde Gebilde, in ihrem Umriss ähnlich mannigfaltig wie alle nur möglichen Kartoffelformen. Was bei den kleinen Welten auf den ersten Blick wie Zacken aussieht oder an Eruptionen denken lässt, zeigt sich in den größeren Welten eindeutig als so genannte Steher, die diese Welten bevölkern, bzw. aus denen sich diese Welten zusammensetzen. Die Steher können aber auch ihre Welten verlassen und sich frei im Feld bewegen, sich auf (oder zu) Wegen zusammenfinden oder durch ihr Auseinanderstreben sogar ihre Welt auflösen.

Wolfgang Drechsler, Sammlungsleiter Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien